Das Stufenkonzept für Gangpferde
"Ich weiß, dass mein Pferd seine Freiheit und seine natürlichen Lebensaufgaben verloren hat. Meine Aufgabe als Ausbilder und Gefährte ist es, dem Leben meines Pferdes wieder einen Sinn zu geben, obwohl „Pferdestärken“ in der modernen Welt eigentlich überflüssig sind. Durch die Reitkunst durfte ich noch einen anderen Sinn in der gemeinsamen Arbeit entdecken: Reitkunst ist eine ganzheitliche Schulung von Körper und Geist - sie macht mich zu einem besseren Menschen."
Das ist mein Verständnis von Reitkunst, obwohl ich manches davon bestimmt irgendwo gelesen habe.
Das Stufenkonzept findet sich in unterschiedlicher Form in vielen Büchern oder auf Webseiten. Meistens ist das Ziel die höchste Versammlung in den Schulgangarten (Schulschritt, Piaffe, Schulgalopp). Ich habe versucht, dieses System auf den Tölt zu übertragen und dadurch zu verdeutlichen, wie ein ausdrucksvoller vierter Gang über den Rücken entstehen kann. Natürlich lassen sich diese Lektionen in allen „Gängen“ reiten – vom Stehen bis zum Galopp.
Die Stufen bauen aufeinander auf, trotzdem sind die Übergänge eher fließend: Die Arbeit am Geraderichten beginnt beispielseise schon mit der Biegung des Pferdes und auch in der Versammlung sind alle anderen Stufen enthalten; z. B. muss ein Vorwärts-abwärts jederzeit möglich sein und wird sich in seiner Qualität mit zunehmender Ausbildung verbessern. Wenn Widersetzlichkeiten oder Verspannungen auftreten, sollte man in jedem Fall wieder eine Stufe zurückgehen.
Begegnet man auf Kursen der akademischen Reitkunst Islandpferden, sind das häufig Viergänger oder Fünfgänger mit gutem Trab. Sie werden, wie alle anderen Kurspferde auch, meist in den drei Grundgangarten gearbeitet, aber nicht im Tölt. Uns ist es aber ein Anliegen, auch den vierten Gang in die Ausbildung einzubeziehen und Ideen zu entwickeln, wie man ihn akademisch und nach den Grundsätzen der Biomechanik ausbilden kann. Das setzt natürlich ein Pferd voraus, das von Natur aus tölten kann. Bent Branderup hat es während eines Kurses auf den Punkt gebracht:
„Ich sehe keine Probleme darin, ein Pferd, das von Natur aus Tölt hat, zu tölten. Dann haben wir einen Naturtölter, und was er von Natur aus kann, schadet ihm nicht. Das Problem ist, dass bei dem einen oder anderen Pferd der Tölt ein gebrochener Trab ist. Ich habe nichts gegen einen Naturtölter, ich habe was gegen Leute, die ein Pferd zum Tölt zwingen. Wenn ein Pferd nur mit steifem Hals tölten kann und trabt, wenn du den Hals löst, dann ist das nicht so gut. Wenn du ihn aber auch im Tölt im Genick lösen kannst, dann sehe ich kein Problem darin. Ich habe ein bisschen eine andere Idee von Tölt als der Turnierrichter. Als ich töltende Pferde geritten bin, haben wir Schafe getrieben. Ich sehe den Tölt eher als Gebrauchsgangart für schwieriges Gelände.“
Die Ausbildungsstufen werden anfangs im Stand eingeübt, da das Pferd hier am wenigsten leicht aus der Balance gebracht werden kann. Dann geht man zum Schritt, dann zum Tölt oder Trab und schließlich zum Galopp. Den Pass würde ich komplett vermeiden. Durch die schlechtere Balance bei lateraler Fußung wird der Rücken festgehalten, das Pferd kann sich nicht korrekt biegen und seinen Rumpf auch nicht anheben (keine Tragkraft). Auf einem Kurs habe ich Bent Branderup gefragt, ob er bei Pferden mit viel Tölt- und Passveranlagung zuerst am Tölt oder am Trab arbeiten würde. Seine Antwort war: „Zuerst an dem Gang, der dem Pferd leichter fällt.“
Generell kann man folgendes festhalten: Je schneller die Gangart ist, umso schwieriger wird es für das Pferd Balance, Losgelassenheit, Durchlässigkeit, Form, Tempo, Takt und Schwung zu erhalten. Bent Branderup bezeichnet diese 7 Aspekte als Grundlage bei der Arbeit mit dem Pferd: Alle Aspekte sind ständig vorhanden und lassen sich nicht getrennt voneinander trainieren, auch wenn der Fokus durchaus wechseln kann. Die Qualität von Balance, Losgelassenheit, Durchlässigkeit, Form, Tempo, Takt und Schwung wird sich im Laufe der Ausbildung ändern und ein Aspekt hängt eng mit allen anderen zusammen.
Die Theorie kann natürlich niemals den praktischen Unterricht ersetzen. Es ist sehr hilfreich, Kurse zu besuchen und / oder sich nach einem Trainer vor Ort umzuschauen. Trotzdem: Selbstschulung ist das Entscheidende und die besten Lehrer sind unsere Pferde. Sie zeigen uns durch freudige Mitarbeit und ihre Muskulatur, ob die Übungen richtig sind oder nicht. Wir müssen „nur“ lernen, das zu erkennen.
Fragen & Antworten
Reitkunst für Gangpferde
Frage von Astrid: Regelmäßiger Unterricht
Hast du eigentlich regelmäßig Unterricht, alle 8-14 Tage, oder hangelt ihr euch von Kurs zu Kurs?
Antwort von Anja:
Anja Hass gibt mir etwa alle 8 Wochen Unterricht, v. a. Sitzschulungsstunden. Außerdem besuche ich regelmäßig Kurse. Die ersten 3 Jahre habe ich mich nur durch Kurse weitergebildet und selbst gelernt mit den Online-Kursen von Bent. Meine Tochter hat mich bei der Arbeit mit dem Pferd öfter mal gefilmt, damit ich mir das nachher anschauen und mit Bents Lehrfilmen vergleichen kann. Das ist natürlich ein bisschen frustrierend, weil ein Isländer natürlich nicht das Bewegungspotential von Barockpferden hat und ich leider auch kein Bent Branderup bin :-) Aber gebracht hat es trotzdem viel.
Frage von Astrid: Aufteilung der Trainingseinheiten
Mich interessiert sehr stark, wie ihr so eure Übungseinheiten auf die Woche verteilt. Was bietet ihr den Ponys zum Ausgleich an?
Antwort von Anja:
Ich mache meist 2x in der Woche nur Bodenarbeit (ca. 15 Mintuen), 2-3x Bodenarbeit und Reiten kombiniert auf dem Platz (ca. 20-30 Minunten) und 2-3x Reiten im Gelände (ca. 1 Stunde). Das hängt ein bisschen vom Wetter und meiner Zeit ab. Ich habe gemerkt, dass Glæðir morgens bei der Bodenarbeit wesentlich konzentrierter ist als abends. Daher übe ich schwierige und neue Lektionen am liebsten morgens zwischen 8 und 10 Uhr. Von 11-13 Uhr ist er eher müde und schläft meistens auch. Daher meide ich diese Zeit für die Arbeit. Nachmittags und abends ist er häufig in „Spiellaune“. Wenn ich da was am Boden mache, dann eher an der Longe und auch in höheren Gangarten. Hier muss ich auch drauf achten, dass ich eher auf Distanz arbeite, sonst kann er sehr nervig werden und knabbert ständig an mir herum.
Auch im Gelände baue ich die Bodenarbeit mit ein: Ich führe die ersten 5 Minuten im Schritt, dann mache ich ein paar Seitengänge an der Hand und dann reite ich. Nach dem Reiten geht das Formen im Stehen (Kruppeherein, Schulterherein, Hinterbein vorsetzen, Gewicht verlagern nach hinten) besonders gut.
Wenn unser Platz matschig oder im Winter vereist ist, mache ich Bodenarbeit im Wohngebiet auf einer Wendeplatte oder einem Parkplatz. Auch das bietet immer mal wieder Abwechslung und der Vorteil ist, dass Glæðir schon warmgelaufen ist, wenn wir dort sind.
Frage von Astrid: Fehlende Konzentration
Perta ist draußen immer sehr unkonzentriert, in der Halle geht es. Sie ist sehr schnell gelangweilt und "nagt" dann an mir mir rum. Hast du dafür eine Idee?
Antwort von Anja:
Auch das kenne ich sehr gut! Bei Glæðir habe ich das Problem in den Griff gekriegt, indem ich eher seitlich von ihm laufe oder außen und ihn dann von mir wegbiege. Wenn ich rückwärts vor ihm laufe, geht das gar nicht, dann drängelt er nur und fängt auch an zu knabbern (vor allem abends und wenn er sich langweilt). Außerdem mache ich max. 15 Minuten Bodenarbeit und reite dann lieber noch, wenn ich viel Zeit habe. Die Pferde bekommen ja durch die Akademische Arbeit Bewegungen beigebracht, die auch zum natürlichen Imponierverhalten gehören. Der Vorteil davon ist, dass sie viel selbstbewusster werden, auch anderen Pferden gegenüber und sich gerne präsentieren und toll finden. Wenn du aber ein Pferd hast, dass schon selbstbewusst bis dominant ist, verstärkst du dieses Verhalten natürlich noch und musst es dann wieder in die Bahnen lenken, die für eure gemeinsame Arbeit sinnvoll sind.
Frage von Astrid: Davonstürmen im Gelände
Geritten sind wir wirklich noch nicht viel, besonders nicht im Gelände, da wird meine Stute sehr flott und das feine Reiten aus der Halle ist dann nicht umsetzbar. Leider bin ich sehr frustriert und mein Pony merkt das auch. Meine Trainerin erzählte mir dann heute, dass bei ihrem Spanier das Lösen 1 Jahr gedauert hat. Das sind ja schöne Aussichten.
Antwort von Anja:
Auch das war bei Glæðir ähnlich. Hier haben verschiedene Änderungen geholfen:
1) Haltung in einem Offenstall mit Paddock-Trail, also einer „Rennstrecke“ von 150x40m als Rundlauf:
Glæðir hat einfach unheimlich viel Bewegungsdrang, vor allem im Winter, wenn die Weiden zu sind. Als er wegen seiner Verletzung in der Box stehen musste, war es ganz furchtbar. Aber auch im Laufstall mit einer großen Herde hatte ich im Winter regelmäßig ein durchgehendes Pferd. Seit wir im neuen Stall sind, ist das kein Thema mehr. Wenn deine Stute im Sommer (mit Weidegang) wesentlich ausgeglichener ist, könnte es daran liegen. Mit zunehmendem Alter (er ist jetzt 14 Jahre) ist er auch ein bisschen ruhiger geworden.
2) Regelmäßigkeit:
Wenn ich mal eine Woche nicht im Gelände reite, ist das erste Mal wieder deutlich flotter, vor allem bei „isländischem Wetter". Mittlerweile weiß ich das und wähle dann Strecken, die sich gut eignen, um Glæðir mal laufen zu lassen. Wenn du nicht reiten oder Perta als Handpferd mitnehmen kannst, würde ich an deiner Stelle regelmäßig Spaziergänge einbauen, damit sich dein Pferd daran gewöhnt, regelmäßig draußen zu sein. Wenn du wieder mit dem Reiten anfangen kannst, würde ich auf dieser „Spazierstrecke“ zwischendurch mal aufsteigen und so das Reiten langsam steigern. Bergauf und bergab, auch im steileren Gelände, kann ebenfalls gut sein und trainiert auch den Reiter :-). Manche Reiter führen ihr Pferd auch neben dem Fahrrad, aber das habe ich noch nicht probiert.
3) Sattel:
Als ich anfing, auch im Gelände mehr in Richtung Versammlung zu arbeiten, hatte ich plötzlich einen unkontrollierbaren Durchgänger. Glæðir hat sich vor dem Durchgehen nicht erschreckt oder so, daher stand ich erst mal vor einem Rätsel. Da er aber den Rücken festgemacht hat und über den Zügel gekommen ist, hatte ich das Gefühl, dass ihm was weh tut. Nachdem ich die Physiotherapeutin da hatte, bekam ich eine neue Sattlerin empfohlen. Fazit: Die Sattellage ist bei Glæðir nur 42cm lang und mein Dressursattel hatte 48cm. Zum Glück hatte ich keinen „Tölt-Sattel“ mit zurückgelegtem Schwerpunkt, sonst hätte ich meinem Pony noch mehr in die Lende gedrückt. Ich habe mich dann für einen neuen Sattel entschieden und seitdem ist alles prima - kein Durchgehen mehr, die Seitengänge klappen viel besser und wir sind auch im Gelände entspannt :-)
Was du mal probieren kannst, ist ein Pad zu nehmen oder ohne Sattel zu reiten. Dabei solltest du mit möglichst geradem Bein sitzen, damit die dein Gewicht auf die Rippenbögen verteilt und die Sitzbeinhöcker nicht in den Rückenmuskel bohren. Das ist bei runden Pferden aber nicht ganz einfach.
4) Zeit:
Leider dauert eine reelle Ausbildung sehr, sehr lange. Bent Branderup meinte mal, bei ihm ca. 8 Jahre und er ist Profi! Bei Gangpferden sind die einzelnen Schritte nach meinen Erfahrungen auch ein bisschen anders als bei Dreigängern. Ich habe z. B. am Anfang das Stellen mit dem Kappzaum geübt. Auf Bents Online-Videos zeigte er was von „Mähnenkamm springt über“. Bei Glæðir tat sich da gar nichts und ich dachte: „Na ja, er hat vielleicht zu viel Mähne, da geht das nicht.“ Nach 4 (!) Jahren Ausbildung kam das ganz plötzlich von selbst, aber ich habe natürlich nicht 4 Jahre nur Stellen an der Hand geübt - da hätte er mir den Vogel gezeigt :-)
Schau, wie du trotzdem mit deinem Pony Spaß haben kannst - Abwechslung in der Bodenarbeit, vielleicht auch Freiarbeit, Zirkuslektionen, Wanderungen mit Pferd … Es geht ja „nur“ darum, Zeit schön miteinander zu verbringen, wie Bent so schön sagt ;-)
Frage von Ruth.vB.: Gymnastizierung von Gangpferden
Wir machen den Online-Kurs von Bent Branderup, meine Kollegin und Ich. Wir möchten gerne wissen, ob es besondere Dinge gibt zu beachten bei der Gymnastizierung von Gangpferden. Wir trainieren 2 Mangalargas, 1 Foxtrotter und 1 Paso-Mix. Bekommen die Pferde "Sprachschwierigkeiten"?
Antwort von Anja:
Die Grundausbildung im Stehen und im Schritt ist im Prinzip die gleiche wie bei dreigängigen Pferden und auch die Hilfengebung ist eigentlich bei allen Pferden die gleiche. Wenn das Pferd keinen Trab anbietet, sondern nur Tölt oder eine ähnliche Gangart, geht man nach der Grundlagenarbeit in Schritt zu dieser über. Beim Tölt hat man durch die laterale Bewegung weniger Rumpfrotation, daher ist die Biegung und auch die Seitengänge schwieriger und man muss mehr aufpassen, dass sich die Pferde nicht im Rücken verspannen und in den Pass verschieben. Je mehr das Pferd Richtung Trab kommt, umso leichter fällt ihm die Rumpfrotation. Im reinen Pass gibt es quasi keine Rumpfrotation und das Pferd macht sich im Rücken fest, daher sollte man das möglichst vermeiden. Schulterherein ist die beste Übung, um Passverschiebungen zu korrigieren und das möglichst tiefe Reiten in Dehnungshaltung am Anfang. Ich habe bei meinem Isländer die Erfahrung gemacht, dass die Schrittarbeit viel länger dauert als bei Pferden ohne Tölt. Hier kann man am besten die Hinterhand unter Kontrolle bringen und dadurch Taktfehler im Tölt vermeiden. Rollen oder tribulieren sind eigentlich immer ein Zeichen, dass die Hinterhand (noch) nicht mitkommt und das lässt sich am besten im Schritt korrigieren. Korrekt galoppieren kann ein Pferd eigentlich erst mit dem Kruppeherein, da hier das äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu greifen lernt.
Wenn „Sprachprobleme“ auftreten, liegt das nach meinen Erfahrungen daran, dass der Ausbilder die Hilfen nicht korrekt gibt und das Pferd sie nicht versteht oder einfach noch überfordert ist. Habt ihr denn die Möglichkeit, mal einen Kurs von einem Branderup-Trainer zu besuchen oder Unterricht zu nehmen? Manchmal sind es wirklich Kleinigkeiten, an denen es hakt und ein Blick von außen ist wirklich hilfreich. Aber die Onlinekurse sind eine prima Basis für das Verständnis. Als ich noch keine Trainer in der Nähe kannte, habe ich mich auch öfters filmen lassen und das dann mit den Onlinefilmen verglichen. Das ist vor allem beim Reiten gut, weil man das Pferd dann ja nicht sieht. Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen weiterhelfen.
Frage von Ruth.vB.: "Detailverliebtheit" der Akademischen Reitkunst
Ich habe inzwischen den Online-Kurs von Bent Branderup weiter gemacht. Nach wie vor bin ich begeistert von dem Wissen, den Details ... aber irgendwie ist der Kurs auf einem Niveau (...) Ich will überhaupt nicht diese Arbeit von Herrn Branderup in irgend einer Weise verkleinern. Und das Wissen um die Details hat mir schon gleich anfangs sehr viel geholfen. Ich habe schon nach 14 Tagen ein neues Pferd bekommen, das zuhört. Ich weiß nicht, ob Sie mein Anliegen verstehen. Es fällt mir einfach schwer, dem Akademischen zu folgen, obwohl die Richtigkeit der Erkenntnis offenkundig ist. Und dann denke ich ... wenn ich nun tanzen wollte (...), müsste ich dann erst genau wissen, wieviel Prozent jeweils jedes Bein...
Antwort von Anja:
Ich weiß, dass die akademische Reitkunst sehr detailverliebt und kleinschrittig ist. Auch ich verfüge leider nicht über die Fähigkeiten eines Bent Branderup und muss mir vieles selbst beibringen mit einem Pferd, das ebenfalls Anfänger ist. Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen für schnelle Fortschritte. Es besteht die Gefahr, dass sowohl das Pferd als auch der Ausbilder irgendwann frustriert sind und der Spaß am „tanzen“ verloren geht. Das ist natürlich nicht der Sinn der Sache.
Daher beschränke ich die akademische Arbeit auf sehr kurze Arbeitsphasen von ca. 10-15 Minuten. Wenn ich wenig Zeit habe (wir versorgen die Pferde selbst), übe ich nur diese 10 Minuten und höre danach auf. Aber natürlich gehe ich auch ausreiten. Hier führe ich erst, beginne dann mit ein paar Übungen (vorwärts-abwärts, stellen, biegen) an der Hand, steige dann auf und reite im Gelände. Zwischendurch übe ich die Seitengänge immer mal an einer Wegseite. Wenn ich merke, dass die Tragkraft verloren geht und mein Isländer sich im Rücken fest macht (meist verbunden mit einem höheren Tempo, durch das er sich entzieht), steige ich ab und laufe. Wanderritte haben dadurch mehr mit wandern als mit reiten zu tun :-)
Dieser Kompromiss führt natürlich dazu, dass die Ausbildung insgesamt länger dauert, als wenn ich das Pferd vom Boden aus „fertig“ ausbilde und erst dann reite. Der Vorteil ist aber, dass Pferd und Reiter ja auch Abwechslung brauchen und der Spaß an der gemeinsamen Arbeit nicht verloren gehen soll.
Aber egal, welchen Weg man geht: Sie werden um die Details und eine Auseinandersetzung mit der Biomechanik nicht herumkommen. Das Pferd soll den Reiter ja gesund tragen können und das hat die Natur nun mal nicht so vorgesehen. Es geht hier nicht um andressierte „Tanzschritte“, um bei Ihrem Vergleich zu bleiben, sondern um eine Förderung der Tragkraft und ums Geraderichten. Damit beugen Sie vorzeitigem Verschleiß vor. Und natürlich macht es viel mehr Spaß, ein Pferd zu reiten, das auf feinste Signale hin reagieren kann und sich im Rücken nicht fest macht.
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(Text und Zeichnung: Anja)